Was muss alles passieren, damit ein Zug fahren kann?
Im MitmachLab Bahnbetrieb können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter fachkundiger Anleitung Schritt für Schritt mitvollziehen, wie das System Bahn funktioniert. So wie im realen Geschehen gehören dazu auch im MitmachLab die für den Schienenverkehr erforderlichen Prozessphasen Planen, Bauen und Betreiben. Das Konzept wurde gemeinsam mit der VDEI Akademie des Verbandes Deutscher Eisenbahn Ingenieure entwickelt. Derzeit ist auch eine Begleitbroschüre in Arbeit, in der Simulationen und reales Geschehen in Verbindung gebracht und fachlich erläutert werden.
Für das MitmachLab steht eine umfangreiche Eisenbahnanlage im Format Lego Duplo zur Verfügung, die auf 10 m² bzw. auf sechs Klapptischen (insgesamt 6,60 x 1,60 m) im Seminarraum, aber auch Outdoor aufgebaut werden kann. Vorteil: Die Anlage ist sehr anschaulich und zugleich unverwüstlich. Das eigenständige Mitmachen der Teilnehmenden ist also im besten Sinne von agilem Projektmanagement ausdrücklich erwünscht und fördert auch die Teambildung.
Ähnlich wie in den klassischen Eisenbahnbetriebsfeldern, freilich ohne die reale Stellwerkstechnik, können im MitmachLab die wesentlichen Themen und Fragestellungen das Bahnsystems dargestellt und auch entsprechend simuliert werden. Dabei können bis zu zwölf Personen gleichzeitig eine verantwortliche Funktion übernehmen. Das MitmachLab ist daher geeignet für Workshops, bei denen alle aktiv mitwirken, aber auch für größere Veranstaltungen, bei denen es Akteure gibt und Beobachter.
Auf der Anlage gibt es fünf Städte bzw. Ortschaften und ein Güterverkehrszentrum, also insgesamt sechs Betriebsstellen, an denen jeweils ein Fahrdienstleiter verantwortlich ist. Insgesamt sind in der vollen Ausbaustufe des MitmachLab 68 Weichen verbaut sowie 52 Signale. Es können nach Fahrplan bis zu sechs Züge gleichzeitig fahren, sodass auch sechs Triebfahrzeugführer eine klar definierte Rolle übernehmen. Natürlich kann auch die Kapazitätsfrage auf der Anlage sehr gut angesprochen werden. Wie könnten noch mehr Züge zum Einsatz kommen? Wie müssten dafür die Strecken ausgebaut und die Knoten leistungsfähiger gemacht werden? Wie müsste aber auch die Leit- und Sicherungstechnik weiterentwickelt werden? In einer Kooperation mit der TH Brandenburg wird derzeit an einer Möglichkeit der Zugsteuerung über Funk gearbeitet, so dass künftig für die Funktion der Lokführer sogar auch entsprechende Fahrsimulatoren in das MitmachLab integriert werden können. Außerdem lassen sich dann die Herausforderungen beim Systemübergang zum neuen ETCS Standard sehr gut nachvollziehen.
Im Einzelnen lassen sich im MitmachLab unter anderem die folgenden Aufgabenstellungen und Projekte für einen modernen Schienenverkehr thematisieren und praktisch umsetzen, wobei auch gleich die technisch und verkehrspolitisch sinnvolle Reihenfolge angesprochen werden kann:
- Verkehrspolitische Rahmenbedingungen klären
- Deutschlandtakt ermöglichen
- Eisenbahninfrastruktur planen und bauen
- Bahnhöfe und freie Strecke abgrenzen
- Leit- und Sicherungstechnik installieren
- Güterverkehr im gemeinsamen Netz
- Betriebskonzepte entwickeln
- Konkreten Fahrplan erstellen
- Aufgabenteilung: Fahrdienstleiter und Triebfahrzeugführer
- Regulär nach Fahrplan fahren
- Baustellen und Unregelmäßigkeiten im Betrieb managen
Nach entsprechender Einweisung kann das MitmachLab von den Lehrkräften der am BTC Havelland kooperierenden Bildungseinrichtungen auch eigenständig genutzt werden.
Das MitmachLab Bahnbetrieb lässt sich als eigenständige Bildungsveranstaltung nutzen. Gerade zur Einführung in die Systemzusammenhänge des schienengebundenen Verkehrs ist diese Form des Lernens und Mitmachens sehr hilfreich und lernwirksam. Das MitmachLab kann aber auch gut in mehrtägige Veranstaltungen integriert werden, die regelmäßig darauf zurückgreifen und einzelne Fragestellungen durch Simulation und eigenständiges Tun verdeutlichen.